So gehen Sie mit Ihrem Widerstand um.
Kennen Sie das Gefühl, wenn Widerstand sich breitmacht und wenn „es“ sich nicht stimmig anfühlt? Dieses unangenehme Gefühl in der Magengegend und diese Beklemmung. Die Kehle schnürt sich zu, Sie sind unruhig. Fragen schießen durch Ihren Kopf.
Was ist nur los mit mir? Was passt denn nicht?
Eine ablehnende Haltung sich selbst und dem Umfeld gegenüber macht das Meistern Ihres Alltages mühsam und anstrengend. Als wäre dieses Gefühl nicht schon schlimm genug, kommen auch noch Selbstzweifel dazu, nagende Gedanken, Ablehnung, Selbstkritik und Schuldzuweisungen.
So erlebe ich Widerstand bei mir selbst und so in etwa beschreiben die Klienten in der Beratung ihren Gemütszustand. Alles in allem erzeugt Widerstand Blockaden und Unzufriedenheit mit sich und anderen. Bevor es aber daran geht, den Widerstand zu lösen, finde ich es unabdingbar herauszufinden, woher er kommt, welchen Ursprung er hat. Erst danach machen wir uns bereit, die Ablehnung und die meist damit verbundene Kritik zu meistern. Einverstanden?
Wo tritt Widerstand auf?
Der Widerstand im Allgemeinen tritt meist auf bei oder gegenüber Veränderungen. Man versteht darunter die Tendenz einer Person, sich Vorschlägen, Anordnungen (Macht) oder empfohlenen Handlungen zu verweigern (Reaktanz).
Widerstand ist ein verbreitetes Phänomen bei Innovationen und Umstrukturierungsmaßnahmen, denn Veränderungen bedeuten immer ein mehr oder weniger großes Maß an Anpassungsleistung, Verunsicherung und Angst (Gewohnheit, Reaktanz, Innovation, Kreativität).
In der Psychotherapie werden drei Auslöser für Widerstand genannt:
- Inhalte seelischen Materials, die nicht an die Oberfläche gelangen sollen
- Verwendete therapeutische Techniken und
- Die Person des Therapeuten.
Die Definition des Widerstandes in der Psychoanalyse:
Der Begriff Widerstand wurde von S. Freud eingeführt, als dieser versuchte, bei seinen Patienten vergessene Erinnerungen wiederzubeleben. Er stellt fest: Widerstand richtet sich gegen die Wiederbelebung schmerzlicher Vorstellungen und Affekte im Patienten (Verdrängungswiderstand, Abwehrmechanismen) und das Bewusstwerden unannehmbarer Triebregungen (Es-Widerstand). Der Übertragungswiderstand richtet sich quasi stellvertretend gegen den Therapeuten und ist ursprünglich gegen andere Personen gerichtet.
Was Widerstand erzeugt, die Förderung von Dissonanz:
Kennen Sie folgende Situationen? Haben Sie sich bei dem ein oder anderen selbst erkannt, sogar ertappt, oder haben Sie folgendes bereits erlebt?
- Ins Frage-Antwort-Schema verfallen (Sie haben das Gefühl verhört zu werden)
- Für eine bestimmte Veränderung argumentieren (Partei ergreifen)
- Die Expertenrolle einnehmen
- Kritisieren, beschämen, Schuld zuweisen
- Etikettieren
- In Eile sein (zu schnell auf etwas konzentrieren)
- Vorrang für die eigene Ansicht beanspruchen (Der Besserwisser sein)
Was Widerstand löst, eine günstige Reaktion auf Widerstand:
Die folgende Auflistung enthält ein paar von mir ausgewählte Impulse, natürlich gibt es noch andere günstige Reaktionen auf den Widerstand.
- (Selbst)Reflexion
- Den Fokus verändern
- Umformulieren
- Zustimmung einer Wendung: Beispiel: „Ich kann AUF KEINEN FALL mit meinem Mann reden.“ – die Wendung: „Ich kann DERZEIT NOCH NICHT mit meinem Mann reden.“ – MIT WEM DANN?
- Betonung der persönlichen Wahlfreiheit und Kontrolle, Kompetenz zusprechen
Ratgeber sind voll mit Tipps und Tricks wie Sie Ihre inneren Widerstände bezwingen können, für mich persönlich und in meiner Arbeit mit Klienten, haben sich folgende Impulse und Denkanstöße bewehrt.
Was tun bei auftretenden Widerständen?
- Gegen Selbstzweifel: Noch bevor Sie etwas machen, stellen Sie sich die Frage, wie Sie es besser machen können. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Ich weiß, dass ich es besser kann.“ Dann machen Sie es doch gleich besser. Vertrauen Sie sich. Was würden Sie jemanden anderem empfehlen, wie er es besser machen kann. Meist sind wir viel großzügiger mit unseren motivierenden Worten und Zuspruch, wenn es um andere geht.
- Für die Selbstreflexion: Prokrastinieren Sie noch, sprich leiden Sie noch unter dem Phänomen des Aufschiebens? Fallen Ihnen 100 andere Dinge ein, oder haben Sie einige gut durchdachte Ausreden parat, die noch viel wichtiger sind, als sich mit dem jetzt vorhandenen Widerstand auseinanderzusetzen? Was hält Sie auf? Was steht Ihnen im Weg?
- Lassen wir die gute Fee arbeiten. Stellen Sie sich vor, Sie wären frei von Ihren Widerständen, Blockaden, Ablehnungen und Ihrem inneren Kritiker? Was könnten Sie nicht alles schaffen!
Zum Abschluss plaudere ich noch aus meinem persönlichen Nähkästchen.
Bemerke ich einen Widerstand in mir, halte ich mittlerweile schnell inne, und frage mich was könnte die Ursache für meine Auflehnung sein, wieso meldet sich mein Bauchgefühl mit schrillenden Alarmsirenen. Da ich einiges an Selbstbeschäftigung mit mir, meinen Werten und was mir wichtig ist hinter mir habe, komme ich meistens schnell auf den wahren Grund meines Widerstandes.
Praktische Tipps:
Was mir praktisch hilft, wenn nicht viel Zeit für meine Selbstreflexion bleibt, ist es bewusst ja zum Widerstand zu sagen, jedoch für den Moment einfach mal beiseite zu schieben und ins Tun zu kommen.
Ich besänftige meinen inneren Kritiker und mache einen Deal.
Wenn ich nach 2-3 Minuten immer noch einen großen Widerwillen verspüre, wiederhole ich die Selbstreflexion und gehe dem ganzen intensiver nach. Bei kleineren, aber nicht weniger lästigen Aufgaben wie zum Beispiel mein Steuerausgleich, oder wenn ich ein Angebot schreiben muss, ist es wichtig mich einfach mal auf meine vier Buchstaben zu setzen und loszulegen.
Der Anfang muss gemacht werden.
Ich überliste meinen inneren Schweinehund, indem ich einfach mal anfange, mit dem Einverständnis mir selbst gegenüber, dass ich nach 2,3 Minuten, wenn es wirklich nicht geht, wieder aufhören kann und mir einen neuen Termin für diese Dinge fixiere. Ich kann Ihnen versichern, bis jetzt habe ich meinen persönlichen Schweinehund immer besiegt, aus den erstmals vorgenommenen 2,3 Minuten, wurden immer mehr, sehr oft sogar, bis die Arbeit letztendlich erledigt war.
Widerstand ist nicht nur etwas Schlechtes. Ich finde er hält den Kontakt zu uns aufrecht, er lässt uns spüren, wo es zwickt und wo wir uns gegen unsere Überzeugungen im Begriff sind zu verbiegen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Wichtig ist, den Bezug zu uns nicht zu verlieren und lebendig zu bleiben.