Selbstreflexion fördert das Bewusstsein!
Wie können Sie Ihr Bewusstsein durch Selbstreflexion fördern, bzw. fordern? Lesen Sie weiter.
Durch Zufall bin ich auf die „8 Todsünden der zivilisierten Menschen“ im gleichnamigen Buch von Konrad Lorenz gestoßen.
Schon 1972/1973 wollte er, wie er selbst schrieb, darauf hinweisen, dass jede Gefahr an Schrecklichkeit verliert, wenn ihre Ursachen erkannt sind. Er wollte mit diesem „Büchlein“ ein wenig zur Verminderung der die Menschheit bedrohenden Gefahren beitragen.
Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich von diesem Titel halten soll, aber weglegen wollte ich das Buch auch nicht.
Die Auflistung der 8 Todsünden machte mich sehr neugierig und lädt zur Selbstreflexion ein:
- Struktureigenschaften und Funktionsstörungen lebender Systeme
- Übervölkerung
- Verwüstung des natürlichen Lebensraumes
- Wettlauf der Menschheit mit sich selbst
- Wärmetod des Gefühls
- Genetischer Verfall
- Abreißen der Tradition
- Indoktrinierbarkeit
Ich persönlich kam nicht umhin mir Gedanken zu diesen acht Todsünden zu machen. Und nun lade ich Sie ebenfalls zum Nachdenken und Reflektieren ein. Mein Vorschlag an sie:
„Selbstreflexion: Hinschauen, hin lesen und hinhören!“
Was kommt bei Ihnen hoch, wenn Sie diese Zeilen lesen?
Lorenz schreibt von der zunehmenden Überbevölkerung der Erde und den vielen sozialen Kontakten, die uns seiner Meinung nach dazu veranlassen und sogar zwingen uns aus Selbstschutz auf eine für ihn unmenschliche Art und Weise von allem abzuschirmen. Er warnt vor den auftretenden Aggressionen, die durch das Zusammenpferchen vieler Menschen auf engsten Raum verursacht wird.
Und so geht’s weiter:
Vorgänge, die die Menschheit gefährden, sind – so Konrad Lorenz: „Die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes, die nicht nur die äußere Umwelt zerstört, in der wir leben, sondern auch im Menschen selbst alle Ehrfurcht vor der Schönheit und Größe einer über ihn stehenden Schöpfung.“
„… der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die Entwicklung der Technologie zu unserem Verderben immer rascher vorantreibt, die Menschen blind für alle wahren Werte macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu obliegen.“
Schon die ersten 4 der 8 Todsünden haben mir Gänsehaut beschert. Wie ging es Ihnen?
Ich fühlte mich irgendwie ertappt. Ich erlebe von Zeit zu Zeit tatsächlich auch immer noch bei mir selbst, mich überflutet zu fühlen. Zum einen, von all den Impulsen und Eindrücken der mittlerweile unzähligen Social-Media-Kanälen, die ich dann nur zu gerne verfluche, zum anderen aber auch von meiner Umwelt und meinem Umfeld.
Letztendlich liegt es doch aber bei mir, wieviel Zeit und Energie ich in den mittlerweile täglichen Check der virtuellen Realität stecke, nicht wahr?
Es ist doch meine Entscheidung, wenn ich, getrieben von einem für mich manchmal unerklärlichen Drang etwas haben zu müssen, ins Einkaufszentrum hetze und mich mit Gleichgesinnten einpferchen lasse. In der Schlange bei der Kassa, habe ich nicht nur einmal einen Anflug von Aggression in mir aufkommen gespürt.
Und Sie? Bereit durch Selbstreflexion ihr Bewusstsein zu fördern?
Ich fühle mich von Zeit zu Zeit von meiner persönlichen Unruhe getrieben und laufe wie eine Wühlmaus auf Speed durch die Gegend. Der Wettlauf gegen mich selbst hat bereits begonnen. Ich drehe mich im Kreis und verfalle in ein unglaublich gehetztes und anstrengendes sowie müde machendes Verhalten.
Blind werden für alle wahren Werte?
Wohl möglich auch für meine persönlichen Werte?
Mir gefällt die Beschreibung von Werten als Kompass oder einen Wegweiser an der Kreuzung. Sie zeigen einem die Richtung an, wo man abbiegen soll und helfen uns, uns nicht zu verlaufen. Kennen wir unsere persönlichen Werte, also das, was uns wichtig ist und unser Leben bedeutsam macht, umso zielstrebiger können wir sein und umso eher bewegen wir uns weg von unseren Problemen und hin zu unserer Lösung.
Meistens merke ich aber auch erst viel zu spät, dass es an der Zeit ist, mich sogar von meinen Liebsten und den vielen sozialen Kontakten zu entfernen und mich in Stille zurückzuziehen, um einfach nur wieder für mich selbst zu sein, weil ich erschöpft bin.
Weil ich müde bin vom ewigen Hin und Herrennen, vom Drang noch mehr zu erreichen, noch besser zu werden, meinen und den Erwartungen anderer gerecht zu werden, schneller zu sein, um noch mehr zu schaffen, gefällig zu sein, um anderen zu gefallen, nach Anerkennung und Wertschätzung im Außen suche und mir einrede, noch mehr zu brauchen, um glücklich zu sein. Erfüllen tut mich das alles in diesem Moment jedoch nicht.
Haben Sie auch schon Bekanntschaft mit den „Quick Fixers“ gemacht: alles schnell, sofort, aber bitte nur vorübergehend, um jeden Preis und Hauptsache ultra leicht gelöst?
Dabei wünsche ich mir doch nur eines:
Mal Pause machen. Mal Stop sagen. Zu mir finden.
Für mich mittlerweile unverzichtbar, um Mensch zu bleiben, in diesem strukturierten und immer funktionierenden (so scheint es zumindest) System, das sich (überbevölkerte) Erde nennt.
Lorenz schreibt weiter, dass der hastende Mensch nicht nur von Gier gelockt ist, denn die stärksten Lockungen würden ihn nicht zu so einer energischen Selbstbeschädigung veranlassen können, er ist getrieben, und was ihn treibt, kann nur Angst sein.
Auch ich sehe bei meiner Beratungsarbeit, dass „ängstliche Hast“ und „hastende Angst“ dazu führt, dass Menschen nicht mehr klar denken können, geschweige denn zur Selbstreflexion fähig sind.
Aber ist Mensch dann noch Mensch, wenn er aufhört eigenständig zu denken und mit den anderen mitläuft, und sowieso immer nur läuft wie ein Hamster im Hamsterrad?
Vorgänge, die die Menschheit gefährden, sind – so Konrad Lorenz „… der Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung. Fortschreiten von Technologie und Pharmakologie fördern eine zunehmende Intoleranz gegen alles im geringsten Unlust Erregende. Damit verschwindet die Fähigkeit der Menschen, jene Freuden zu erleben, die nur durch herbe Anstrengung beim Überwinden von Hindernissen gewonnen werden kann. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste von Freud und Leid verebbt in unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile.“
Wow, oder, wie er den Wärmetod des Gefühls beschreibt?
Ich erlebe schon des Öfteren, wie die persönliche Haltung, bzw. die Einstellung gewisse Hindernisse in den Weg legt und Widerstände erzeugt, und somit unsere Gedanken und unsere Gefühle beeinflusst.
Gerade, wenn es wichtig wäre, lösungsorientiert zu denken und Geduld zu haben, sind viele Menschen leider meist immer der Überzeugung, dass sofort, am besten ohne große Anstrengung und groß nachzudenken eine Lösung hermuss.
Am liebsten noch ein Rezept in die Hand gedrückt bekommen mit ein paar Beruhigungs-Tablettchen und natürlich der Garantie, dass es bald wieder bessergeht. Nur keine große Sache daraus und bitte, liebe Coaches, habt am besten gleich einen ordentlichen Ratschlag bei der Hand, wie ihr das Leben anderer endlich besser machen könnt!
Dabei wünsche ich mir doch nur eines:
Menschen bestärken und ermutigen sich selbst zu finden, damit Sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.
„Das Abreißen der Tradition. Es wird dadurch bewirkt, dass ein kritischer Punkt erreicht ist, an dem es der jüngeren Generation nicht mehr gelingt, sich mit der älteren kulturell zu verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie behandeln diese daher wie eine fremde ethnische Gruppe und begegnen ihr mit nationalem Hass.
Die Gründe für diese Identifikationsstörung liegen vor allem im mangelnden Kontakt zwischen Eltern und Kindern, was schon im Säuglingsalter pathologische Folgen zeitigt.“
„Schon heute wird mancherorts ein Individuum, das sich der Wirkung der Massenmedien z. B. des Fernsehers, bewusst entzieht, als pathologisch betrachtet. Die entindividualisierenden Effekte sind allen jenen willkommen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. Meinungsbildung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den Großproduzenten diesseits und den Funktionären jenseits des Eisernen Vorhanges zu gleichartiger Macht über die Massen.“
Dabei wünsche ich mir doch nur eines:
Dass die Menschen sich Zeit nehmen für sich, ihre Familie und sehen, worauf es wirklich im Leben ankommt und was wichtig ist.
Zu inspirieren, zu neuen Ideen einladen, Impulse geben, AHA Erlebnisse auszulösen.
Ich kann gar nicht sagen, was mich mehr fasziniert, bzw. gefesselt hat. Dass Konrad Lorenz sich an etwas so Episches gewagt hat, dass er sich mit dem drohenden Untergang der Menschheit beschäftigt, dass er den Begriff Todsünden verwendet, oder aber, dass er mit einigen Punkten wirklich recht hatte?
Er schreibt, als hätte er voraussehen können, was uns Menschen konditioniert, was uns in unserem Denken beeinflusst und wodurch unser Handeln bestimmt wird.
Oder ist es wirklich so offensichtlich gewesen, dass gewisse Dinge geschehen werden?
Was haben wir übersehen? Was übersehen wir?
Mich hat dieses Buch inspiriert, mich mal wieder mit mir selbst zu beschäftigen.
Darüber hinaus, was habe ich als einzelne dazu beigetragen, dass das ein oder andere eingetroffen ist?
Ich habe mich ertappt gefühlt, und habe mich in dem von ihm Beschriebenen selbst wiedererkannt und war ein wenig erschrocken, ehrlich gesagt.
Selbstreflexion: Letztendlich hat es mir aber wunderbare Erkenntnisse gebracht.
Über mich, wie und was ich zu dieser Menschheit beitrage und was ich zukünftig anders machen möchte und verändern möchte. Und ich habe einige Wünsche formuliert und freue mich sehr auf deren Erfüllung.
Das Schöne ist, je bewusster ich mir „meiner eigenen Sünden“ bin, und je öfter ich mich dabei ertappe, desto leichter gelingt es mir umzuschalten und die Perspektive zu wechseln.
Bei der Selbstreflexion ist es wichtig, dass ich merke, was oder wer mich auslaugt, ausbrennt und müde macht, oder nicht meinen Wertvorstellungen entspricht.
Denn dann komm ich mittlerweile rasch ins Tun. Einige Stunden der Selbsterfahrung, Selbstfindung und der Beschäftigung mit mir selbst, später, haben mir geholfen, mein Bewusstsein hinsichtlich dem, was mit guttut, zu schärfen. Ich verändere nicht nur mein Denken und somit auch meine Gefühle und Emotionen, sondern ich ändere auch bewusst mein Verhalten.
Es muss also nicht immer die schnelle Lösung sein. Wie Konrad Lorenz geschrieben hat, jede Gefahr verliert an Schrecklichkeit, wenn man erstmal ihre Ursachen kennt.
Starten Sie noch heute mit der Selbstreflexion!
Manchmal ist es vielleicht genug, erstmal die richtigen Fragen zu stellen! Und wohl möglich kann die Antwort auf diese Fragen sogar noch etwas auf sich warten!
Denn:
„Man muss wie ein handelnder Mensch denken und wie ein denkender Mensch handeln“
Henri Bergson
Aus dem Buch von Konrad Lorenz: Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, R. Piper & Co. Verlag, München Zürich
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https://de.wikipedia.org/wiki/Die_acht_Tods%C3%BCnden_der_zivilisierten_Menschheit